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Unaufhaltsamer Fall einer Mutter


Gelungenes Solo bei der "Theaterprojekt" - Premiere in der Fertigungshalle:
Nikolaus Struck spielt in "Ella" von Herbert Achternbusch den unaufhaltsamen Abstieg einer oberbayerischen Mutter.


Die letzte Station eines zerstörten Lebens, das Ende einer langen Odyssee, ist der Hühnerstall. Hier leben Ella und ihr Sohn Josef. Ella schweigt, Josef redet. Unablässig. Er hat sich über die Jahre so sehr mit dem Schicksal der Mutter identifiziert, dass er ihre Geschichte aus der Ich-Perspektive erzählt: "Wie ich auf die Welt gekommen bin, hat mich der Vater schon verflucht. Und so ist meine Jugend verlaufen: lauter Schläge, lauter Hiebe und überhaupt keine Elternliebe."

 

In der Regie von Hartfried Kaschmieder verleiht Nikolaus Struck seiner Rolle als Josef ein eindrückliches Gesicht. Im bayerisch eingefärbten Dialekt, ohne eine Geste zu viel, berichtet er von den Verletzungen Ellas, die sich auch im Erwachsenenalter fortsetzen - von der Verheiratung wider Willen, den Schlägen, dem Suizidversuch, dem Missbrauch durch einen Geistlichen, schließlich den Gefängnis-und Psychiatrie-Aufenthalten. Im einfachen Bühnenbild mit zwei Stühlen und Tisch, einigen Pflanzen und einer Anrichte sitzt die Hauptfigur Ella als Puppe, schweigend, das Gesicht vom Zuschauer abgewandt. Struck trägt dieselben Kleider wie sie.

 

Herbert Achternbuschs erstes Theaterstück aus dem Jahr 1978 kommt überraschend zeitlos daher: Nur zu gut kennen wir auch heute noch jene Familien, in denen bei Grenzverletzungen lieber weg- als hingeschaut wird. Oder jene Pfarrer, bei denen das "Busserl" nur ein erster Schritt zu viel mehr ist. Ellas (und Josefs!) Erinnerungen speisen sich zudem aus der Kriegszeit, in der sich Opfer- und Täterschemata auf perverse Weise umkehrten: nicht die Täter, sondern die Opfer wurden aus der Gesellschaft verbannt. Hilfestellungen für solche "gefallene"Frauen gab es nicht.

Nach "Bruder Eichmann" , das im Dokumentationszentrum Reichsparteitagsgelände zu sehen war, ist dem "Theaterprojekt" erneut eine starke, sehenswerte Inszenierung
gelungen. Das Premierenpublikum zollte dem intensiven Abend starken Applaus.

 

(Nürnberger Nachrichten vom 18.12. 2010 / suz)

 

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